Früher, als ich noch ein kleines Mädchen war, sind wir im Herbst immer Pilze sammeln gegangen. Unsere bevorzugte Beute waren Steinpilze, Maronen und Birkenpilze. Ich habe es geliebt im Wald nach ihren braunen Kappen Ausschau zu halten, denn mir machte das Suchen immer mehr Spaß als das Essen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Schneiden oder drehen?
Einen häufigen Hinweis meiner Eltern bei der Pilzsuche höre ich noch heute:“ Pilze niemals ausreißen, sondern abschneiden und die Schnittstelle mit Erde bedecken, damit im nächsten Jahr an dieser Stelle wieder ein Pilz wächst.“ Grund für diese Maßnahme ist das empfindliche, unter der Erde liegende Myzel, welches durch grobes Herausreissen beschädigt werden könnte. Es gibt bei den Pilzsammlern zwei Verfechtergruppe unterschiedlicher Erntemethoden, die der Schneider und die der Dreher. Eine abschließende Antwort wie es richtig ist habe ich bisher nicht gefunden, aber es ist sinnvoll die offene Stelle wieder mit Substrat aus der Umgebung zu bedecken, damit das Myzel nicht austrocknet.

Der Natur zuliebe, Pilze mit dem Auge sammeln
Heute gehe ich nicht mehr im Wald Pilze sammeln um sie anschließend zu essen, sondern um sie zu fotografieren. Denn Pilze werden immer seltener. Einige, die wir vor 40 Jahren noch in Mengen gesammelt haben, stehen mittlerweile unter Schutz. Wenn ich Pilze essen möchte, greife ich der Natur zuliebe zu Zuchtpilzen. Statt mit dem Magen, erfreue ich mich lieber nur noch mit den Augen an der, teilweise sehr kuriosen, Formenvielfalt der Pilze.
Dieses Jahr war witterungsbedingt ein gutes Pilzjahr. Bereits im Sommer zeigten sich viele Fruchtkörper. Das, was wir als Pilz bezeichnen ist jedoch nur der äußere Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz wächst in der Erde verborgen und bildet ein weißes, zartes, teilweise sehr weitläufiges Geflecht, dass Myzel genannt wird. Pilze zählen weder zum Pflanzen- noch zum Tierreich, sie bilden ein eigenes Reich, das Reich der Pilze.

Mittlerweile ist es Mitte November und von der Pilzpracht des Herbstes ist in den Wäldern nichts mehr zu sehen. Die Fruchtkörper reiften heran, haben Billionen von Sporen in die Luft gelassen und sind danach abgestorben, dem ewigen Kreislauf des Lebens folgend. Doch vorher konnte ich noch reichlich Fotobeute machen, die ich heute mit Euch teilen möchte.
Das Gute an meiner Art des Sammelns ist, es ist egal ob der gezeigte Pilz genießbar ist oder nicht. Selbst bei intensivstem Augenschmaus kommt es zu keinen Vergiftungserscheinungen. Wohl bekomms!
[ Doris Niestroj – Filz & Form ]
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